KMU: Verlierer und Gewinner im demografischen Wandel?
Kongress der Offensive Mittelstand gab Antworten – Neue INQA-Potenzialanalyse zur Innovationsfähigkeit vorgestellt

Zu den Materialien des Kongresses
„Erfolgreiche kleine Betriebe und Mittelständler bestätigen eindrucksvoll, dass gute Arbeitsgestaltung, ein gutes Betriebsklima und Führungskompetenz wesentliche Grundlagen für die Leistungsbereitschaft der Menschen sowie für Innovationen und Wettbewerbsfähigkeit sind.“
Rudolf Leisen vom Bundesministerium für Bildungs- und Forschung wies gleich zu Beginn auf die Stärken vieler kleiner Unternehmen hin. Aber er betonte auch, dass diese kleinen Betriebe besondere Hilfe und Unterstützung für eine innovative Arbeitsgestaltung benötigen.
„Die kleinen Unternehmen sind besonders stark vom demografischen Wandel betroffen. Wenn sie aber systematisch ihre Möglichkeiten ausnutzen, dann können Sie zu den Gewinnern des demografischen Wandels gehören.“ Das war das Fazit, das Helmut Ehnes, Vorsitzender der Offensive Mittestand zum Abschluss des Hauptstadtkongresses seiner Initiative am 24. Juni 2014 im Zentralverband des Deutschen Handwerks in Berlin zog. Ehnes wand sich aber auch (selbst)kritisch an die großen Beraterinstitutionen: „Wir alle müssen dazu aber auch die kleinen Unternehmen in der Beratung besser abgestimmt vor Ort unterstützen.“
Er fasste damit viele Beträge des Kongresses zusammen. „Wir müssen vor Ort besser zusammenarbeiten,“ meinte auch Birgit Domschke, Leiterin des Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit. Sie fand in der Podiumsdiskussion mit dieser Aussage nur Zustimmung bei den Vertretern der anderen Beraterorganisationen. Oleg Cernavin, stellvertretender Vorsitzender der Offensive Mittelstand, stelle die Ergebnisse des BMBF-Projektes „prädemo“ vor. Die Vertreter des Podiumsgespräches haben in diesem Projekt gemeinsam für ihre Berater und Institutionen prädemo-Hilfen entwickelt. Mit diesen Hilfen können Berater das Thema Demografie wirkungsvoller in Ihre Beratung integrieren und gezielter kooperieren.
Den über 200 Gästen des Kongresses bot die Offensive Mittelstand ein abwechslungsreiches Programm. Als Blick aus der Praxis stellten Unternehmer in einer Diskussionsrunde ihre Strategien und Zukunftsperspektiven zum zunehmenden Fachkräftemangel vor. „Wir müssen die Attraktivität und den eigenen Wert von Handarbeit wieder offensiver darstellen, um den Wert unserer Arbeit für junge Menschen deutlich zu machen,“ betonte Lena Strothmann, Unternehmerin der Firma Kleegräfe und Strothmann „Die Couturiers“ und Mitglied des Deutschen Bundestages. In dieser Runde wurde deutlich, dass noch immer Schwierigkeiten in der Umsetzung von den in der Forschung erarbeiteten Werkzeugen und Strategien besteht. Es gibt aber auch Ausnahmen: "Richtig hilfreich", so Raumausstattermeister Michael Geisler von der Michael Geisler GmbH aus Berlin, „war für mich der INQA-Check 'Personalführung', der mir viele Anregungen zu einem systematischen Vorgehen aufgezeigt hat."
Im Wissenschaftsblock des Kongresses forderte Professor Frank Schirmer einen selbstkritischen und sich selbst in Frage stellenden Führungsstil ein, um Selbsttäuschungen zu vermeiden und um nicht durch trügerisch sichere Prozesse den Erfolg verstellen zu lassen. Prof. Martin Schmauder stellte mit der INQA-Potenzialanalyse „Innovation sichert Erfolg“ ein neues Instrument vor, mit dem kleine Unternehmen permanent ihre Prozesse hinterfragen und Innovationspotenziale entdecken können.
Welf Schröter, Leiter des Forums Soziale Technikgestaltung, gab dann allen viel Stoff zum Nachdenken mit auf den Heimweg. Sein Beitrag zum Thema „Industrie 4.0 – Chancen und Anforderungen für den Mittelstand“ weitete den Blick auf die nahe Zukunft der Arbeit für kleine Unternehmen. Die fundamentalen Änderungen, vor denen die Arbeitswelt mit dieser Entwicklung steht, werden vor keinem Arbeitsprozess halt machen. „Wir haben dieses Thema in der Offensive Mittelstand bereits aufgegriffen“, so Oleg Cernavin in seinem Schlusswort. „Die Auswirkungen der Entwicklungen rund um die ‚Industrie 4.0‘ werden uns als neuen Mega-Trend die nächsten Jahre schwerpunktmäßig beschäftigen.“
Ein Kooperations-Marktplatz auf dem die Kongressteilnehmer neue Praxishilfen und Angebote kennenlernen konnten, rundete die Veranstaltung ab. Vertreten waren: Arbeitgeberservice der Bundesagentur für Arbeit, Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI), Demographie Netzwerk e. V. (ddn), Demografie-Experten e. V. (DEx), demoscreen – BMBF-Metaprojekt, Fokusgruppe Messung von Innovationspotenzialen, Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie – Arbeitsprogramm Organisation, Initiative Neue Qualität der Arbeit, IKK Classic, Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (RKW Kompetenzzentrum/Institut der deutschen Wirtschaft), Offensive Gutes Bauen, Offensive Mittelstand, præview – Zeitschrift für innovative Arbeitsgestaltung und Prävention, Verband für Sicherheit, Gesundheit und Umwelt¬schutz bei der Arbeit (VDSI).
Mitveranstalter des Hauptstadtkongresses der Offensive-Mittelstand war die Fokusgruppe Messung von Innovationspotenzialen und das Projekt prädemo (Prävention und Demografie) gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Rudolf Leisen vom BMBF: „Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Forschungsergebnisse in der Praxis landen und dass sie weit über das Ende der Förderung der einzelnen Projekte genutzt werden. Insofern freut es mich heute besonders, dass auf dieser Konferenz sichtbar wird, dass die Ergebnisse der von uns geförderten Projekte auch von der Initiative Neue Qualität der Arbeit und der Offensive Mittelstand wahrgenommen und genutzt werden.“


Die Podiumsdiskussion der Beraterinstitutionen (von Links nach rechts): Moderator Helmut Ehnes, (Vorsitzender der Offensive Mittelstand), Prof. Dr. Volker Nürnberg (Mercer Unternehmensberatung), Birgit Domschke (Arbeitgeberservice der Bundesagentur für Arbeit), Dr. Julia Schröder (Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung BGF), Fridbert Hanke (Demografie-Experten e. V. (DEx)), Dr. Klaus Große (VDSI - Verband für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit), Stephan Rohn (Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie), Kristina Mangold (Institut für Technik der Betriebsführung (itb) – im Deutschen Handwerksinstitut e.V.)



